Natürlich macht es Corona den Firmen erheblich schwerer, das Umsatzniveau der vergangenen Jahre zu erreichen. Dass ein Drittel der befragten deutschen Unternehmen jetzt längere Zahlungsfristen anbietet, um Kunden zu halten, ist da nur verständlich und in den meisten Fällen auch richtig. Doch dass gleichzeitig mehr als 70 % der deutschen Firmen die Risiken für Forderungsausfälle in den kommenden Monaten zunehmend im eigenen Unternehmen lassen und in die Selbstversicherung gehen wollen, ist mehr als heikel. Und in vielen Fällen dürfte dieser Schuss nach
hinten losgehen: Fällt eine unversicherte Forderung aus, müssen Lieferanten ihre Kosten vollumfänglich selbst tragen. Darauf kann die eigene Insolvenz folgen.
Eine andere Strategie zeigt sich bei den von uns befragten
Schweizer Firmen: In der aktuellen Situation setzen zahlreiche eidgenössische Unternehmen darauf, die eigenen Forderungsrisiken zu reduzieren. 54 % unserer Studienteilnehmer haben seit dem Ausbruch der Pandemie Lieferungen mit Zahlungsziel abgelehnt. Gleichzeitig berichten 40 % von ihnen aber auch, dass sie seit Frühjahr zum Teil ernsthafte Liquiditätsengpässe hatten. Für viele Schweizer Firmen
dürfte es in den kommenden Monaten darum gehen, Wege zu finden, damit die Einnahmen trotz gestiegener Forderungsrisiken nicht weiter wegbrechen. Sonst droht ihnen Ungemach.
Unsere aktuelle Studie für West- und Osteuropa zeigt, wie unterschiedlich Firmen auf die erheblich zugenommenen Unsicherheiten reagieren. Auch wir bei Atradius gehen davon aus, dass Corona nicht nur eine kleine Delle in der seit mehr als zehn Jahren steigenden Konjunkturkurve ist, sondern die Wirtschaft lange Zeit beeinträchtigen wird. Lieferanten sind jetzt gut beraten, wirtschaftlich grundsätzlich solide Kunden mit längeren Zahlungszielen zu unterstützen, gleichzeitig aber offene Forderungen unbedingt auch zu versichern. Wir helfen Ihnen dabei.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen unseres aktuellen Zahlungsmoralbarometers und bei den weiteren Themen unserer Novemberausgabe der 360 Grad.News.
Ihr
Dr. Thomas Langen,
Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa
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